Hangwire – Farewell

Die Kälte des Post-Punk, die sich seit den 80ern von Großbritannien aus über die Welt ausbreitete, ist nicht verschwunden. Die Band HANGWIRE aus Montevideo hat sie für sich entdeckt und bietet ein kühles Debüt an, das mit heißem Rock erwärmt wird. Zu hören sind Sänger ANDRÉS D’SOUZA (Synthies/Gitarre), die drei Gitarristen FEDERICO TEXEIRA, NICOLÁS BANK und EMILIANO LEIVA, Bassist GASTÓN LEITES und Drummer JOAQUÍN BRAZEIRO.

Der starke Opener „This Fun Machine“ erstaunt mit Pop-Appeal im Besten Sinne: klassischer Aufbau von monotonen Drums, kaltem Bass, abhebender Gitarre und emotionslosem Gesang über Leidenschaft. 

„Exploding-Head Syndrome“ ist dagegen dahinrollender Retrorock mit Synthieflächen. D’Souza scheint sich den guten, alten IGGY POP zum Vorbild zu nehmen. An die Liebe will er gern glauben, kann es nur nicht: „I know things can change, but give me some hope.“ Über solch‘ große Songs wie das lebensfeindliche „Dasein“ kann man nur staunen: „Existence is the worst thing that happened to me.“

Die Gothic-Atmosphäre wird wunderbar wach gehalten durch THE CURE-Lyrics und -Gitarren in „Glimpse“. Wie in der Horrorromanze Bones and all (2022) träumt D’Souza in „Bones“ davon, seine liebende Seele von der Last des Körpers zu befreien: „I want to throw my spirit out of my body.“

Wo diese Lebensverachtung herkommt, wird auch ersichtlich: Die Coronakrise seit 2020 mit ihrer Langeweile und Internetsucht scheint sie hervorgebracht zu haben („Quarantine“). Während des Ukrainekrieges entwickelt man geradezu masochistische Züge gegenüber der Partnerin („Stockholm Syndrome“): „Yeah, his evilness will cost millions. Now she’ll break my plate. She’ll sell my skin and my soul for pennies.“ Wie bei den musikhistorischen Vorbildern verbindet man soziale mit individueller Angst. Grandioser Erstling.


Hangwire
Farewell
(Selbstvertrieb)
VÖ: 23.06.2023

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