Internettrends sind was komisches. Da lädt der französische Musiker ALGAL 2017 ein Folk-Cover von „Toxicity“ von SYSTEM OF A DOWN auf Youtube hoch und Kids, die noch nie Mittelalter-Folk gehört haben, rufen gleich ein neues Genre aus: Bardcore. Doch während Kollegin HILDEGARD VON BLINGIN‘ wenigstens ihre Mittelalter-Cover anspruchsvoll singt, spielen die Kollegen BARD TO THE CORE, BEEDLE THE BARDCORE, STANTOUGH und CORNELIUS LINK lediglich bekannte Pop- und Rockhits in billiger Programmierung ein. Wer weiß schon, ob hierzu nicht einfach eine KI benutzt wird. Das ist in etwa so künstlerisch, wie die Schlümpfe Popsongs singen zu lassen (DIE SCHLÜMPFE – Megaparty). Dass es sich bei Algal tatsächlich um einen Musiker handelt, stellt er nicht nur mit dem Einsatz echter Instrumente unter Beweis, sondern auch mit eigenen Instrumentalliedern. Nach vielen Covers und ersten EPs erscheint nun sein erstes Album Itinerant.
Das erste Stück widmet er der Stadt „Ankh-Morpork“, einem Fantasy-Ort aus den Scheibenwelt-Romanen. Hier hört man fröhliche Tavernenmusik zum Tanzen mit Flöten. Auch gut zur schumrigen Scheibenwelt-Stimmung würde der Walzer „The Mousetrap“ mit Geige und Bläsern passen.
Das Titelstück ist eher ein Mittelalter-Rocker geworden. „Sunset Fire“ ist ein angenehmes Gitarrenstück fürs Rollenspiel: Hier lagert die Party rund um das Lagerfeuer. „Roots“ ist ein durchaus anspruchsvoller Dark Folk mit Männergesang.
Um nicht nur Fantasy- sondern auch Horrorfans abzuholen, gibt es das gruselige Pianostück „Orlok“ zum 100jährigen Jubiläum des legendären ersten Horrorfilms Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922). Während etwa MYUU sehr klare Stücke schreibt, komponiert ALGAL hier auch eine mystische Atmosphäre und Gitarre hinein.
Zum Abschluss spielt er „Always By Your Side“ aus dem Game Fallout in einer 40er-Jahre-Version und outet sich damit als Videospiel-Nerd. Dieses Durcheinander an Stilen dürfte ein Checkup sein, wen man in Zukunft bespielen kann.
Algal the Bard
Itinerant
(Selbstvertrieb)
VÖ: 02.08.2021
